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Seminare

Der Seminar- und Trainingsmarkt boomt. Mitarbeiter sollen optimiert, weiterentwickelt und unterstützt werden. Schnell und unkompliziert, und im besten Fall so günstig wie möglich. Sätze wie „machen Sie aus meiner Truppe hochmotivierte Top-Verkäufer“ – wobei Top-Verkäufer auch beliebig durch die Begriffe Führungskräfte, Teamplayer oder sonstiges ersetzt werden kann – hören professionelle Trainingsanbieter oft.

Im Folgenden erhalten Sie einige Regeln, um die wichtigsten Fallstricke der Personalentwicklung zu vermeiden.

Inhalte/Ziele definieren, oder: Zielvorgabe macht Sinn

So trivial die Frage erscheinen mag – was wollen Sie eigentlich? Was soll eigentlich mit Ihren Mitarbeitern passieren? Was ist für Sie ein erfolgreiches Seminar? Und sind diese Überlegungen eigentlich realistisch?

Ach ja, ein professioneller Anbieter wird diese Fragen mit Ihnen im Vorwege klären. Und wird Ihnen auch nicht versprechen, aus einer z.B. durchschnittlichen Vertrieblertruppe eine Weltspitzeneliteverkäufertruppe zu formen.

Und noch ein Hinweis: weniger ist mehr! Ein Training wird nicht dadurch besser, dass es tagelang dauert und mit Inhalten vollgestopft ist. Kürzere, dafür häufiger durchgeführte Module sind effektiver, da Sie so kontinuierlich an und mit Ihren Mitarbeitern arbeiten können. Aber auch das sollte ein Profi mit Ihnen besprechen, wenn er gut ist.

Den passenden Trainer finden, oder: Wer hat hier den Plan?

Den passenden Trainer zu finden erinnert manchen Personalentwickler an das sprichwörtliche Stochern im Sumpf. Zu unübersichtlich ist das Angebot, gefühlt gibt es alles, was ein kreativer Kopf sich jemals ausdenken könnte. Und vermutlich noch mehr. Jährlich wird eine neue Sau durch die deutsche Trainingslandschaft getrieben, zwischen esoterischen Naturerlebnissen und Mikrolearnings und Onlinetools ist noch jede Menge Platz für eine Vielzahl an anderen Ideen.

Das Ganze wird zusätzlich noch erschwert, da es auf der einen Seite marktschreierisch günstige Tagessätze gibt, auf der anderen Seite Summen, bei denen sich unweigerlich die Bilder von Yacht, Porsche und gehobenem Lebensstil vor das geistige Auge schieben.

Wie also den Richtigen finden? Fragen Sie! Zum einen Kollegen nach Empfehlungen zu Trainern, die sie bereits kennen. Zum anderen Trainer nach Referenzen. Sprechen Sie mit diesen Referenzen. Lassen Sie sich erklären, was der Trainer wie gemacht hat. Wie erfolgreich das war und wie Ihr Gesprächspartner Erfolg definiert.

Hören Sie auch auf Ihr Bauchgefühl. Passt der Trainer auch als Typ zu Ihren Mitarbeitern – das ist nämlich ziemlich wichtig. Und – Geiz ist geil hin oder her – Ihr Ziel darf nicht sein, den günstigsten Trainingspartner zu finden. Sie wollen den Besten für Ihre Aufgabenstellung.

Wenn Sie nur Geld sparen wollen, machen Sie am besten keine Seminare – das spart am meisten. Ändert aber auch nix!


Der Seminarort, oder: Auf die Lage kommt es an

Oft verlieren Auftraggeber aus den Augen, dass auch der Seminarort ein Zeichen von Wertschätzung für Mitarbeiter sein kann. Sicher muss es nicht die fünf Sterne Location mit Alpenpanorama sein. Aber jeder, der selber schon Nächte seines Lebens in Hotels verbracht hat, die zwischen dem Autobahnzubringer, der sechsspurigen Hauptverkehrsstraße und dem gruseligen Gewerbegebiet eingezwängt waren, weiß: Es macht keinen Spaß, die Nacht gefühlt mit dem Kopf auf dem Randstreifen der Autobahn zu verbringen. Und wenn das Hotel und das Umfeld trostlos sind, sind es meistens die Bewertungen der Veranstaltungen auch. Nur wer solche Orte bucht aber später nicht selbst dort ist, kann sich darüber freuen, dass die Tagungspauschale und die Übernachtungen ein Schnäppchen waren. Sorgen Sie also dafür, dass auch der Ort etwas Besonderes ist oder hat. Dann werden die Teilnehmer davon erzählen und quasi automatisch auch immer wieder gerne an die Inhalte denken.

Denn: Seminare sollen Spaß machen, auch wenn diese Erkenntnis gerade vielen Deutschen Unternehmen schwer fällt. Manchmal scheint es, als wären wir doch noch etwas Schwarzbrot und misstrauisch, wenn Arbeit auch Spaß macht.


Essen, oder: so is(s)t Ihr Teilnehmer erfolgreich

Ich sage nur: Schweinekrustenbraten, dicke braune Soße, Knödel und als Nachspeise Mousse au Chocolat. Und damit der Vitaminhaushalt nicht zu kurz kommt: ein Salatblatt und ein totes Stück Tomate fürchten sich auf dem Teller als Dekoobjekte. Alles vielleicht von einem Buffet. All you can eat quasi. Wer solcherlei Gerichte zu sich nimmt, wird die nächsten Stunden vor allem mit seinem Magen und kaum mit seinem Kopf beschäftigt sein. Und selbst wenn der Trainer in dieser Zeit im Bananenröckchen Limbo tanzt, wird das kaum jemandem auffallen.

Ja, wer hungrig ist, lernt auch schlecht. Aber zwischen dem Schwein und gar nichts ist viel Platz für Gemüse, leichte Küche, Obst. Und der Erkenntnis, dass auch falsches Essen offensichtlich relevant für Seminarerfolge ist.


Seminare als Führungsaufgabe, oder: stell´ Dir vor, Du gehst zum Seminar und keiner merkt´s

Mal ernsthaft: Wer glaubt wirklich daran, dass ein Mitarbeiter zu einer Veranstaltung geht, die – sagen wir mal – zwei Tage dauert, oder nach einem Jahr noch mal zwei Tage dranhängt und dann: wirklich besser wird? Wirklich verändert wird? Sich wirklich entwickelt?

Das wäre ein Wunder. Wäre es so einfach, müssten auch die Profis der Bundesliga nicht jeden Tag Technik trainieren. Tun sie aber, und das aus gutem Grund. Denn zahllose Untersuchungen zu diesem Thema zeigen: Nur wer kontinuierlich an sich arbeitet, kann sich auch verändern. Und kaum jemand bekommt das alleine hin. Gibt es doch das „operative Tagesgeschäft“, was quasi der Pesthauch für Veränderung ist. Und es gibt natürlich auch noch die Rückschläge. Keine Veränderung passiert ohne Rückschläge, aus Fehlern lernt man, sagt der Volksmund. Da ist in der Tat was dran, und wer in solchen Situationen alleine ist, wird eventuell lieber nicht mehr an seiner Veränderung arbeiten, oder das einfach mal auf später vertagen.

An dieser Stelle ist es die Kernaufgabe der jeweiligen Führungskraft, mit dem Mitarbeiter gemeinsam an seiner Veränderung zu arbeiten. Dazu gehört das Gespräch vor dem Training („Was möchtest Du lernen/welche Probleme bearbeiten?“), aber auch das danach („Wie war es, welche Ziele hast Du dir nun gesetzt, wann wollen wir wieder über dieses Thema sprechen?“). Und in der Folgezeit tut eine gute Führungskraft gut daran, an den jeweiligen Themen konsequent weiterzuarbeiten. Dann sind viele Ziele ganz bestimmt einfacher zu erreichen!

Autor: Bernhard Vogler (Inhaber VOGLER HAMBURG)