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„Für Sie bin ich Du!“

Norwegen erfreut sich nicht nur als Urlaubsziel großer Beliebtheit, auch im Geschäftsbereich bestehen enge Handelsbeziehungen in den Norden Europas. Und wenn auch unsere skandinavischen Nachbarn generell als besonders tolerant gelten – wer ein paar Regeln beachtet, wird sich auf dem norwegischen Business-Parkett erfolgreicher bewegen.

Am auffälligsten sind die flachen Hierarchien und das Gleichheitsprinzip, welche die norwegische Gesellschaft auch im Geschäftsleben prägen: Vom Vorstand bis zum Sekretär oder der Sekretärin kennt man sich beim Vornamen und spricht sich mit „Du“ an. Auf Deutsche wirkt das zum Teil befremdlich oder gar geringschätzig, hat aber mit mangelndem Respekt nichts zu tun. Auch Frauen werden in allen Positionen mit viel größerer Selbstverständlichkeit akzeptiert als hierzulande. Händeschütteln ist nur beim ersten Kontakt angesagt – bei dieser Gelegenheit werden auch Vor- und Nachname genannt. Ansonsten vermeidet man es in Norwegen, andere Menschen zu berühren. Auch Antippen – beispielsweise um die Aufmerksamkeit des Gegenübers zu wecken – ist verpönt.

Beim Dresscode legen die Norweger, insbesondere abends, großen Wert auf formelle, gepflegte Kleidung. Mit einem modern geschnittenen dunklen Anzug oder einem Businesskostüm und hochwertigen Stoffen liegen ausländische Gäste immer richtig – egal ob im Büro oder beim Abendessen. Dabei gilt, tagsüber darf es gerne auch mal etwas legerer sein, zum Beispiel mit gepflegter Jeans und Hemd. Für Abendtermine, bei denen sich der Deutsche eher locker macht, werfen sich die  Norweger aber unbedingt in Schale. Wer da nicht als „underdressed“ negativ auffallen möchte, sollte ebenfalls in die festliche Schublade greifen.

Weiteres Fettnäpfchen-Potenzial birgt eine Einladung zum Essen bei einem Geschäftspartner zu Hause. Hier gilt es, unbedingt die Schuhe auszuziehen. Auch ist es nicht ungewöhnlich, dass Gäste beim Decken oder Abräumen mit anpacken. Der Gastgeber eröffnet die Mahlzeit, bisweilen auch durch eine kleine Rede oder einen Toast. Auch als Gast sollte man sich nicht scheuen, einen Trinkspruch auf den Gastgeber oder die Gastgeberin zum Besten zu geben. Während der Mahlzeit wird nicht übers Geschäft gesprochen, und alle Gerichte, also auch Sandwiches, werden mit Besteck gegessen. Wer mit seinem Geschäftspartner ins Restaurant geht, sollte wissen, dass Trinkgeld kein Muss ist und zum Teil sogar als peinlich empfunden wird. Allerdings ist es in Ordnung, die Summe aufzurunden.

Generell gehört es zum guten Ton, sich in vornehmem Understatement zu üben, das Gegenüber nicht zu unterbrechen und absolut pünktlich zu erscheinen. Selbst bei einer Verspätung von nur wenigen Minuten sollte rechtzeitig zum Hörer gegriffen und die Situation erklärt werden.

Ein kleiner, kurz gehaltener Smalltalk vor dem eigentlichen Geschäft bricht das Eis, sollte aber Themen wie die Monarchie, Alkohol, hohe Preise oder die Ausländerthematik aussparen. Gerne spricht man über berühmte Schriftsteller, Komponisten oder die wunderschönen norwegischen Landschaften. Allgemein wird Schweigsamkeit mit Klugheit und entsprechender Attraktivität verbunden. Wer wild gestikuliert, sich ungeduldig zeigt oder drängelt und durch Lautstärke auffällt, gilt als besonders unhöflich. „Danke“ kann man hingegen nicht oft genug sagen, allerdings niemals in Verbindung mit „für alles“ – denn dies ist ein fester Begriff für Grabsteine und Kranzschleifen.

Generell sollten Geschäftstermine möglichst vor 16 Uhr und nicht am Wochenende stattfinden, denn Norweger legen großen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance.  Kleiner Tipp: Nach einem erfolgreichen Termin sollten Vereinbarungen nach Möglichkeit schriftlich fixiert werden, denn auch vermeintlich feste mündliche Zusagen können sich als relativ lockere Abmachungen herausstellen.

 

Lesetipps zum Thema:

„Geschäftskultur kompakt Norwegen – Wie Sie mit norwegischen Geschäftspartnern, Kollegen und Mitarbeitern erfolgreich zusammenarbeiten“ (Julia Fellinger)

„Fettnäpfchenführer Norwegen Im Slalom durch den Sittenparcours des hohen Nordens“ (Julia Fellinger)